Innovative Wasserstoffproduktion gestartet

Schon bald soll im Landkreis Coburg mit einem Elektrolyseur Wasserstoff produziert werden. Die Grundlage dafür haben Geschäftsführer Sascha Sebald und Landwirt Mike Alex aus Roth am Forst mit der Versuchsanlage ihrer Firma Solwerk auf dem Steinrücken im Gemeindegebiet von Niederfüllbach geschaffen. Landrat Sebastian Straubel, Bürgermeister Bastian Büttner und Wirtschaftsförderer Martin Schmitz haben bei einem Vor-Ort-Termin einen Blick auf das Pilotprojekt werfen dürfen.

Sascha Sebald ist es wichtig, mit der Anlage keine übertriebenen Erwartungen zu wecken: „Das ist ein Testlauf, noch kein Geschäftsmodell.“ Testlauf insbesondere deshalb, weil es für die Art und Weise der Wasserstoffproduktion am Steinrücken noch wenig Erfahrungswerte gibt. Strom direkt aus einer Freiland-Photovoltaikanlage zu beziehen und damit einen Elektrolyseur vor Ort zu betreiben, haben bisher noch nicht viele PV-Anlagenbetreiber in Deutschland konsequent in Angriff genommen. Hauptsächlich deshalb, weil die Steuerung und das Handling des reinen Sonnenstroms für die Wasserstoffproduktion ein in der Praxis noch zu erforschendes Feld darstellt.

Bei Solwerk sind sie aber überzeugt, dass der kürzeste Weg vom Strom zum Wasserstoff eine besonders gute Lösung ist. Motto: Je einfacher, desto kostengünstiger. Aus technischer Sicht ist der Elektrolyseur, den Solwerk von der Partnerfirma Kyros Hydrogen Solutions GmbH aus Föritztal (Thüringen) bekommen hat, kein Hexenwerk. Landwirt Mike Alex weiß, wovon er spricht: „Die Stromproduktion mit Biogas ist deutlich aufwändiger.“ Und: „Man darf nicht immer zu groß denken!“ – das ergänzt Sascha Sebald. Der Geschäftsführer würde mit dem Wasserstoff in und mit Kleintanks am liebsten nur regionale Partner versorgen. Idealerweise sogar über eine Direktleitung hinunter nach Niederfüllbach, wo zum Beispiel die Dienstfahrzeuge im Bauhof der Gemeinde betankt werden könnten. „Die Leitung zu verlegen“, sagt Sebald, „wäre technisch kein Problem“. Wichtig ist es nun, dass der Solwerk-Elektrolyseur zügig einen Wasseranschluss bekommt. Optimal wäre es, wenn der kurze Weg zum Gebäude der „Flugtechnischen Arbeitsgemeinschaft“ oben am Steinrücken genutzt werden kann, das bereits ans die Wasserversorgung angeschlossen sind.

Bei ihren Innovationen und beim Betreten von Neuland, wie bei dieser Form der Wasserstoffproduktion, gehen die engagierten Akteure bei Solwerk gerne erst einmal allein voran. Aber Martin Schmitz, Wirtschaftsförderer des Landkreises Coburg, kann sich gut vorstellen, dass beim Niederfüllbacher Elektrolyseur  erste Interessenten nicht lange auf sich warten lassen werden. „Inzwischen zeigen immer mehr Unternehmen in der Region konkretes Interesse an Wasserstoff als Energieträger. Das Thema hat in den vergangenen Monaten spürbar Fahrt in der Wirtschaft aufgenommen.“ Dass nun erstmalig eine vielleicht richtungsweisende Anlage im Landkreis Coburg in Betrieb geht, freut Landrat Sebastian Straubel natürlich sehr: „Wir haben hier ein unheimlich interessantes Projekt mit einem Energieträger, der auch bei uns im Coburger Land in Zukunft eine wichtige Rolle spielen kann.“ Sascha Sebald ist indessen froh, dass der Elektrolyseur in Niederfüllbach steht. Denn mit dem Landratsamt Coburg hat das Team von Solwerk bei der Genehmigung von Photovoltaik-Anlagen bereits mehrfach zu tun gehabt. „Die Zusammenarbeit läuft hier sehr gut. Man merkt, dass der Landkreis aufgeschlossen für Investoren ist und bei solchen Projekten bereits jede Menge Erfahrung gesammelt hat.“

Auch wenn Mike Alex immer den Begriff der „Versuchsanlage“ betont: Bei „Solwerk“ sind sie überzeugt davon, dass ihr Ansatz– Ärmel hochkrempeln, nicht lange reden, einfach mal machen – auch beim neuen Elektrolyseur zum Erfolg führen wird. Bürgermeister Bastian Büttner gefällt diese Art: „Wir als Gesellschaft müssen froh sein, dass es Unternehmen wie Solwerk gibt, die den Mut haben, neue Technologien auszuprobieren.“ Sascha Sebald geht davon aus, dass die Niederfüllbach Anlage schnell rentabel betrieben werden kann. Geplant ist, dass noch in diesem Jahr die ersten Wasserstofftanks am Steinrücken befüllt werden.